Der musikalische Weg vom Schlagerparadenhörer in den 50er Jahren zum Moderator eines heutigen Internetradios Teil 2

Ich bekam 1957 eine Anstellung in der ortsansässigen Molkerei in Beelen, einem kleinen Ort in der Nähe von Warendorf, als Molkereigeselle. Warum gerade dieser Ort zur späteren Entscheidung für die Musik im Allgemeinen, insbesondere aber für die Tanzmusik für mich wurde, dass wusste ich zu diesem Zeitpunkt natürlich nicht. Musik, insbesondere die Tanz- und Schlagermusik zog sich von nun an, wie ein roter Faden durch mein Leben, wobei dieser mit zunehmenden Alter immer stärker wurde.

Die nachfolgende Aufnahme, es ist die Reproduktion eines Bildes, allerdings aus dem Anfang der 60er Jahre stammend, (Quelle: Wikipedia – Internet – Ort Beelen) zeigt das „Haus Rodi“ in Beelen. Zu meiner Zeit war in diesem Haus auch zusätzlich noch ein Milchgeschäft integriert. Es wurde von der Frau des Inhabers geleitet. Da es umsatzmäßig sehr gut lief, war der Kontakt zur Molkerei natürlich auch sehr gut.

In Gesprächen, beim Abholen der Molkereiprodukte für sein Geschäft, lud uns der Inhaber des „Cafés“ am Nachmittag, und einer „Tanz- und Cocktailbar“ am Abend, zu einem Besuch ein. Das wir später in dieser Bar, sie wurde fast unser zweites Wohnzimmer, Sonderpreise bekamen, verstand sich von selbst. Von unserem bescheidenen Lohn hätten wir die dortigen Getränkepreise sicher nicht bezahlen können.

Der Inhaber der „Rodi-Tanzbar“ wollte mit seinen Haus, ein gepflegtes Publikum ansprechen. Er selbst erschien immer im Anzug mit Fliege und deshalb bestand er auf Krawattenpflicht bei den Herren in seinem Haus. Wer keine Krawatte um hatte, konnte sich eine, gegen eine kleine Gebühr, ausleihen.

Aber was vielmehr diese Bar auszeichnete, war die Musik und die Möglichkeit, dort, nach klassischen Tanzrhythmen, zu tanzen. Da kam Musik, gespielt von: Bela Sanders, Bert Kaempfert, Hans Last, Paul Kuhn, Hugo Strasser, Kurt Edelhagen, Willy Berking oder Alfred Hause, um nur einige zu nennen, auf den Plattenteller.

Wiener Walzer, langsamer Walzer, Tango, Foxtrott, Blues, Rumba oder Samba waren die vorrangigen Tänze, die damals von Vinyl-Schallplatten abgespielt wurden. Was auf den Plattenteller kam, bestimmte der Hausherr. Natürlich wurden auch Musikwünsche der Gäste erfüllt.

Er war immer bestrebt, seiner „Cocktail-Bar“ einen etwas exklusiveren Rahmen zu geben. Dazu gehörte z.B., daß es kein Bier vom Fass gab, sondern nur besondere, edle und damit teure Flaschenbiersorten angeboten wurden. All diese Dinge führten dazu, dass dieses Haus bald in der Region den Ruf hatte, dass jemand, der gerne tanzen wollte, hier ein besonderes Musik- und Getränkeangebot, in clubartiger Atmosphäre, vorfand.

Aber vor den Toren von Beelen gab es noch eine musikalische Besonderheit, die mein Interesse damals geweckt hat. Um 1900 erbaute Wilhelm Kötting auf dem Weg von Warendorf über Beelen nach Clarholz eine Raststation für Führgespanne (Pferdegespanne und Kutscher). Da dieses Haus so verkehrsgünstig lag, führte die Eisenbahngesellschaft die Strecke zwischen Münster und Gütersloh direkt hier vorbei, und richtete 1914 dort eine Haltestelle, unter dem Namen „Hemfelder – Hof“ ein.

Die nachfolgenden Besitzer erweiterten diese Raststation durch den Anbau eines großen Saales, der es ermöglichte, Vereinsfeiern mit vielen Besuchern durchzuführen. Zum Gasthof gehörten weiterhin: das Hotel für Übernachtungen, Gartenanlagen mit der Möglichkeit, draußen seinen Kaffee zu trinken, ein Schießstand und eine Kegelbahn, die während des 2. Weltkriegs als Notunterkunft umfunktioniert wurde, sowie eine Fahrkartenausgabe. Zusätzlich gab es in dieser Zeit eine Tankstelle.

Dem Internet haben wir die beiden historischen und freien Aufnahmen entnommen, es ist eine Reproduktion und die mangelnde Qualität ist dadurch begründet. Sie sollen aber nur die Historie unterstreichen. Bei dieser Aufnahme sieht man unten schon den großen Saal, mit Platz für über 300 Personen, der sich unter einem großen Teil des Gebäudes ausbreitet.

Ich selbst habe aber den „Hemfelder Hof“ wegen einer anderen, für mich persönlichen musikalischen Begegnung, noch heute in bester Erinnerung.

In diesem Saal, mit seiner großen Bühne, traten auch zum Wochenende, wenn der Saal einmal nicht durch Vereinsfeiern, politische Versammlungen oder Sportveranstaltungen belegt war, musikalische Künstler, auf.

Als jedoch dem Inhaber des Hauses der große Wurf mit dem Engagement des „Hazy Osterwald Sextet“ aus der Schweiz, als Tanzorchester gelang, war diese Tanzveranstaltung, trotz sehr hoher Eintrittspreise, innerhalb weniger Tage restlos ausverkauft.

Wir, also einige Gesellen aus der Molkerei, und auch ich, hatten Glück und haben noch Eintrittskarten ergattert. Hazy Osterwald, so sein Künstlername, wurde als Ralf-Erich Osterwalder in Bern/ Schweiz geboren. Nach diversen Musikausbildungen, auch an staatlichen Musikschulen in ganz Europa, gründete er 1944 seine eigene Bigband als Sextett.




Bildnachweis: Internet – Wikipedia -Eigendarstellung – Hazy Osterwald

Nicht nur als Tanzorchester errang er einen weltweiten Ruf, sondern wer „Hazy Osterwald“ nannte, der nannte auch im gleichen Atemzug den Hit, der ihn 1959 mit dem „Kriminaltango“ über mehrere Wochen in den Hitparaden platzierte. Und dieser Titel sollte auch an diesem Abend der Renner werden.

Es war schon ein großartiges Gefühl, in einer der Tanzpausen, ein Autogramm von Hazy Osterwald persönlich zu bekommen. Zum Kauf von einer Single mit dem Kriminaltango, oder gar eine LP, dazu reichte mein Geld nicht und zudem hatte ich, oder wir, auch keinen Plattenspieler. Aber der Besuch dieses Tanzkonzertes war das Gesprächsthema an den folgenden Tagen in dem Ort. Hauptgespräch: „Hast du auch nach dem Kriminaltango getanzt?“

Wie es nun musikalisch, ab ca. 1960, bei mir weiter ging, dass erfahrt ihr in den Fortsetzungen meiner Geschichte, hier exklusiv beim „Oldiefans – Das Original“ Internetradio.

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